Ausgestellt bei der Kaiserweihnacht am Bergisel
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Geschnitzer-Krippe, 2003
Hersteller: Wolfgang Schnellinger, Hubert Schwarz, Helmut Petrovitsch, Harro Wurscher, Gerhard Bauer, Gerhard Moser, Hans Hoflacher, Dietmar Trägner, Reinhard Wieser, Christian Wieser, Hanns Kerschner sowie Bernhard Frotschnig und Peter Haag (Figuren).
Hans Gschnitzer (1938–2013), der frühere Direktor des Tiroler Volkskunstmuseums, war nicht nur ein großer Kenner der religiösen Volkskunst Tirols, er hatte auch eine große Leidenschaft: das Bauen von Modelleisenbahnen.
Anlässlich seiner Pensionierung schufen seine Freunde vom Eisenbahner Modellbauclub deshalb eine besondere Variante der Tiroler Krippe: Inspiriert von der „Piefke-Saga“ des Tiroler Autors Felix Mitterer, wurde die Geburt Christi in eine vom Tourismus geprägte Berglandschaft gesetzt.
So findet die Heilige Familie Unterschlupf in einer Garage für Pistenraupen. Die Hirten und die Heiligen Drei Könige kommen per Bahn und werden mittels Beförderungsband zum Jesuskind gebracht. Der Stern von Bethlehem schließlich hat sich an einen Hochspannungsmast verheddert. Mitten durch den grasgrünen Krippenberg aber zieht sich eine weiße Schipiste. Flankiert von Schneekanonen, endet sie bei einer Après-Ski-Bar, zu der schon einige Schibegeisterte einen Einkehrschwung gemacht haben.
Solchermaßen ist das Geschehen der Heiligen Nacht umringt von Auswüchsen des Fremdenverkehrs und den Konsequenzen des Klimawandels. Die Weihnachtskrippe erweitert sich zu einer humorvollen und ironischen Gesellschaftskritik. Kein Wunder, dass bei der Erstpräsentation der Krippe im Volkskunstmuseum nicht alle von diese Art der Darstellung begeistert waren. Sie wurde als „Ketzerkrippe“ diffamiert, verschwand in einem Innsbrucker Hinterhof und geriet fast in Vergessenheit.
Dort hat sie Albert Linser entdeckt, nach Bichlbach gebracht und in seinem Museum aufgestellt. Durch seine Unterstützung kann die Krippe wieder im Volkskunstmuseum präsentiert werden. Der Eisenbahner Modellbauclub unter Federführung von Wolfgang Schnellinger und Helmut Petrovitsch haben die Krippe in freiwilliger und mühevoller Detailarbeit in den letzten Wochen restauriert: Der Mobilfunkmasten ist wieder aufgerichtet, das Gasthaus „Restwasserblick“ wieder eröffnet und die Schipiste frisch präpariert. Und inmitten dieses Treibens steht die weihnachtliche Botschaft „Friede auf Erden“ – ein Widerspruch oder zeitgenössische Interpretation?
Leihgabe: Albert Linser, Bichlbach +43 664 8844772 stefan.prindl@company.code.at
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